Mit dem Roman "Die Lazinskys" (1866) hat die Schriftstellerin wohl den ersten sozialen Roman Oberschlesiens geschaffen, der Agrariertum und Industrie zur Grundlage hat. Er ist ein sozialer Grenzlandroman, in dessen Mittelpunkt das Schicksal einer Familie polnischer Herkunft steht. Die Dichtung enthält eine für die damalige Zeit erstaunlich klare und aufbauende Kritik der sozialen Verhältnisse, ein Bekenntnis zur "Arbeit für alle", eine Warnung vor der kommenden sozialen Revolution; er fordert die Erziehung zum Gemeinschaftssinn, zum verantwortungs-bewußten, opferfreudigen "ganzen Menschen", er mahnt zur Überwindung der brutalen Gewinnsucht, des gewissenlosen Egoismus, zur Befreiung des Menschen von der Knechtung durch die Maschine, wenn auch die Maschine als Sieg des Geistes über die Materie gewertet wird; er übt Kritik an den Vorurteilen und der Lässigkeit des Adels, dem die Aufgabe zugesprochen wird, bei der Lösung der sozialen Probleme führend voranzugehen. Es wird das Leben des Industriearbeiters geschildert, seine Arbeit, seine Notlage; es wird auch ein Bild der Industrielandschaft entworfen; Typen des emporgekommenen Industriebeamten vom Geiste eines Godulla werden gezeichnet; Bevölkerungsschichten treten hervor in einzelnen Berufstypen; sozialistische Agitation steht gegen gedankenlosen Gesellschaftsbetrieb des Adels in Berlin und Nizza; Geburtsadel steht gegen den Adel der Arbeit.

 Auch in andren Romanen der Gräfin spielt die Welt der Arbeit, der Industrie eine Rolle, oft in Verbindung mit dem Nationalitätenproblem. In dem "Roman eines Bauernjungen" (1901) wird der steile Aufstieg eines begabten oberschlesischen Jungen aus dem zweisprachigen Gebiet (Gegend des Annabergs) zum Wirtschaftsführer erzählt; die Zementmühlen und Kalksteinbrüche der Oppelner Gegend spielen dabei eine Rolle.

Dr. Alois Maria Kosler