■ Zur Rettung von Praszka kein Durchkommen
Ergreifende Nachrichten aus dem Jahr 1852
Rußland. Man schreibt [in] der „Breslauer Zeitung“ von der polnischen Gränze vom 15. Juli:
„Am 11. Juli brannte die polnische Gränzstadt Praszka unweit Landsberg in Oberschlesien bis auf den Grund nieder. 200 Häuser, meistens massiv, lagen in kaum drei Stunden in Schutt und Asche. 20 Menschen, worunter 12 Kinder, die sich nicht mehr retten konnten, sind verbrannt (unter den Verbrannten sollen sich auch der Bürgermeister der Stadt und der Gränzbeamte befinden), und über 4000 *) Personen irren verarmt und obdachlos umher. Das wüthende Element hat so furchtbar bei dem es begünstigenden Winde um sich gegriffen, daß nach Verlauf einer Stunde alle Rettung vergebens war. Der verursachte Brandschaden beträgt mehrere Millionen.“
Aus: Landshuter Zeitung, IV. Jahrgang, Nr. 174 v. 24. Juli 1852, S. 699
Anmerkung d. Red.:*) 1852 zählte Praschka keine 4000 Einwohner.
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Der „Münchener Herold“, Nr. 176 v. 25. Juli 1852, S. 1002, bringt die identische Nachricht, ergänzt diese aber noch um folgenden Zusatz:
„Nach einer Mittheilung desselben Blattes aus Kempen hätte man russischer Seits den zur Rettung ihrer Nachbarn herbeigeeilten Bewohnern von Landsberg den Uebertritt über die Grenze verweigert.“
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Aus Posen, 29. Juli, wird uns gemeldet:
Die Nachrichten, welche uns heute aus dem banachbarten Königreich Polen zugehen, lauten über aller Maßen betrübend, indem innerhalb acht Tagen nun schon die dritte Grenzstadt ein Raub der Flammen geworden ist. Der Brand in Kalisch [Kalisz] hat im Ganzen 80 Häuser, darunter ein großer Theil der schlecht gebauten Judenstadt, in Asche gelegt; in dem Städtchen Praschke [Praszka] aber, das aus lauter hölzernen, mit Schindeln oder Stroh gedeckten Häusern bestand, sind gar 130 bis 140 Gebäude niedergebrannt, so daß nur etwa 40 nebst der katholischen Kirche stehen geblieben sind; und vor drei Tagen hat die Flamme auch in der Stadt Terespol 69 Gebäude verzehrt. Der Statthalter des Königreichs, Fürst Paszkiewicz, hat nach allen drei Orten gleich bedeutende Summen zur Linderung der ersten Noth geschickt [...].
Aus: Frankfurter Postzeitung, Nr. 183 v. 2. August 1852, S. 1
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Landsberg in O.-S. Ueber die hier grassirende Cholera bringt die Schles. Ztg. [Schlesische Zeitung] folgenden wahrhaft erschütternden Bericht, zu dem sie bemerkt: ungeachtet wir diesen Bericht nicht in allen Stücken verbürgen können, halten wir uns doch der drohenden Calamität gegenüber nicht für berechtigt, ihn der Oeffentlichkeit vorzuenthalten. Der Bericht lautet:
Sowohl bei uns als in der Umgegend grassirt die asiatische Cholera in Gemeinschaft mit dem Typhus auf die gräßlichste Art. Seit kaum 8 Tagen sind hier bei einer Bevölkerung von 800 Seelen bereits über 60 gestorben und an 120 liegen noch krank. In dem nahe gelegenen Dorfe Krzischanowitz sind von den 300 Bewohnern sehr viele hinweggerafft worden. 6-10 Leichen täglich sind die gewöhnliche Zahl. Wie schrecklich müssen solche Vorfälle auf den noch gesunden Menschen wirken, zumal die an der Cholera erkrankten oft kaum 3 Stunden leben; ja sogar auf den Strassen sinken die Menschen hin und sind dann in wenigen Stunden des Todes Beute. Die Strassen sind öde und leer, viele Häuser gänzlich geschlossen und deren Inwohner geflüchtet. Handel und Verkehr stockt ganz. Zu diesem Unglück kommt noch der Mangel an ärztlicher Hilfe, denn unser Arzt befindet sich meist in dem benachbarten Polen, woselbst die Cholera gleich stark grassirt. Der Arzt, welchen der Landrath aus Rosenberg uns zugesendet hat, ist selbst leidend. Einem gleichen Schicksal unterliegen wir mit der Apotheke. Der Apotheker ist selbst an der Cholera erkrankt und nur der Güte des Herrn Apotheker Zinkel zu Rosenberg haben wir es zu verdanken, daß das Unglück nicht noch gräßlicher geworden, indem er uns sofort seinen Provisor Herrn Schneider zuschickte, der trotz unausgesetzter Thätigkeit doch nur einen Theil des andrängenden Volkes genügen konnte.
Aus: Fränkischer Kurier, 19. Jg., Nr. 232 v. 19. August 1852, Nürnberg, S. 1-2
Anmerkung d. Red.:In der Nr. 204, v. 22. Juli 1852, berichtete der Fränkische Kurier auch über den Brand in Praschka
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[...] die Schlesische Zeitung vom 17. Aug. d. J. (in No. 221) [berichtet] aus dem Kreuzburger Kreise:
„Am 12. vorigen Monats brannte das in Russisch-Polen dicht an der Preussischen Gränze, etwa 1/2 Meile von Landsberg gelegene Städtchen Praschke ab, in welchem damals schon, wie man erst später erfuhr, die Cholera ihren Wohnsitz aufgeschlagen hatte. Die unglücklichen Obdachlosen wurden bereitwillig in Landsberg und dem benachbarten Krzyzanowitz aufgenommen. Kurz darauf zeigten sich an beiden Orten vereinzelte Cholera-Fälle, welche jedoch rasch sich vermehrten. Die Krankheit blieb nahe 4 Wochen auf diese beiden Orte beschränkt. Zwar kamen in Rosenberg und Kreuzburg ebenfalls einzelne Erkrankungen vor, allein sie ließen sich jedesmal als von dort hergebracht konstatiren. Wir wären im Stande, dies bei 6 bis 8 Fällen bis zur Evidenz darzuthun. Seitdem hat die Krankheit auch in der Stadt Kreuzburg ihren grausigen Aufenthalt genommen.“ –